Öffentliche Lesezeichen und freie Dokumente

Seit mehr als vier Jahren nutze ich neben del.icio.us auch Mister-Wong von Construktiv (Bremen/Berlin) als Browser-Bookmark-Ablage. Der Dienst war praktisch, um viele meiner Online-Lesezeichen rechnerunabhängig zur Hand zu haben, zudem um die öffentlichen Bookmarks von Nutzern mit ähnlichen Interessen und aktuelle Trends in Deutschland mitzuverfolgen.

Die Liste der populären Bookmarks wurde anfangs regelmäßig durch professionelle SEO-Versuche (Suchmaschinenoptimierung, Affiliate Marketing) beeinträchtigt. Um diesen Misstand zu beheben wurden alle Links im Oktober 2007 standardmäßig auf No-follow gesetzt. Als elegantere Variante gibt es seit September 2010 trusted URLs und geprüfte Nutzerkonten.

Mitte Oktober 2010 wurde Mister Wong (.de) inhaltlich und designmäßig stark überarbeitet. Der neue Mister Wong ist ein Online-Dienst für Webseiten, Dokumente und Empfehlungen. Waren bisher etwa delicous.com und LieberBiber als Konkurrenz anzusehen, kommen jetzt Scribd, Grin, Slideshare und – wenn man übermütig ist – auch ein bisschen Facebook hinzu.

Insbesondere wurde zusätzlich die Möglichkeit geschaffen, eigene Dokumente hochzuladen. Eine Grundidee der „freien Bibliothek digitaler Dokumente“ ist, dass Präsentationen und Berichte, Papers und Skizzen, unter freien Lizenzen (Creative Commons) veröffentlicht werden. Zu nicht kommerziellen Zwecken können alle CC-lizenzierten Inhalte ohne Rückfrage beim Rechteinhaber weiterverbreitet werden, solange Name und Lizenzform angegeben werden.

Über Nutzerwertungen („Gefällt mir!“) und Kommentare soll sichergestellt werden, dass qualitativ hochwertige Dokumente nicht in der Masse durchschnittlicher Präsentationen untergehen. Die Anbindung des Social-Payment-Dienstes Flattr.com an Mister Wong ermöglicht es Nutzern jetzt, ihre Wertschätzung auch durch finanzielle Unterstützung auszudrücken.

Ich würde mich freuen, wenn das tatsächlich funktioniert und eine kritische Masse an Nutzerinnen und Nutzern zusammen kommt, die diesen Ansatz unterstützt. Auch nachdem das Gewinnspiel heute endet.

Mister Wong, Zurich (Switzerland) by meiburgin
Foto: Mister Wong, Zurich (Switzerland) by meiburgin @ flickr
unter CC

Mit Blekko das Web slashen

Wir sind es gewohnt, im Web zu surfen oder zu browsen, einige wissen sogar, wie man es wongt, aber geslasht haben wir es bisher wohl eher nicht. Das könnte sich in Kürze ändern.

Während mit Cuil ein Konkurrenzanwärter für Google und Bing still und heimlich die Weltbühne verlassen hat, begibt sich Blekko (Redwood City, Kalifornien) in die Public Beta Phase – man braucht keine Einladung mehr, um dabei zu sein.
Der Name hat offenbar keine tiefere Bedeutung, aber eine Geschichte.

Slash by dapito on flickr under Creative Commons http://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/deed.en
Slash by dapito auf flickr unter CC

Eine einfache Suche mit Blekko zeigt zunächst einmal, dass der derzeitige Suchindex begrenzt ist und die derzeitigen Ergebnisse US-zentrisch sind. Hilfsweise wird Yahoo herangezogen (wobei sich Yahoo offenbar mittlerweile beim Bing-Index bedient).

Was habe ich in der kurzen Zeit, in der ich die Suchmaschine betatestete, über Blekkos Besonderheiten erfahren?
Das wichtigste Merkmal sind wohl Slashtags, die mit einem / eingeleitet werden. So liefert etwa eine Suche, an die „/blogs“ angeschlossen wird, nur Ergebnisse aus Blogs. Es gibt hunderte bereits angelegter Slashtags und – hier kommt der Social Web Anteil – jede Nutzerin und jeder Nutzer kann beliebige Slashtags anlegen und gemeinsam mit anderen editieren.

Ich habe das testweise einmal durchgespielt. Zunächst einmal bemerkte ich, dass es keinen Slashtag für Creative-Commons-Inhalte gibt. Daraufhin habe ich der Slashtag „/creativecommons“ angelegt und ein paar relevante Seiten hinzugefügt. Zur Ergänzung habe ich kurz bei delicious.com/popular/creativecommons nachgeschaut, welche CC-Seiten von Bloggern und Webdesignern für wichtig gehalten werden und diese ergänzt. Das Ergebnis war ein rudimentärer Slashtag, der es ermöglicht, nach Inhalten unter CC-Lizenz zu suchen. Zumindest ein Stück weit. Viele Inhalte sind entweder noch nicht zu finden oder gar mit nofollow gekennzeichnet und auch perspektivisch nicht auch diesem Wege zu erschließen.

Ein anschauliches Beispiel für die Funktionsweise von Slashtags bieten auch die Abfragen „harry potter /christianity“ und „harry potter -/christianity“.

Die Nutzerschaft von Blekko darf auch Rückmeldung dazu geben, ob Suchergebnisse als Spam einzuschätzen sind. Das könnte sich noch als hilfreich herausstellen, falls sich tatsächlich genug aktive Nutzer finden.

Ich vermute zwar nicht, dass Blekko bei mir in absehbarer Zeit einen gleichberechtigten Platz neben Google, Bing und Ixquick erhält, dann und wann könnten die Features allerdings nützlich sein. Falls Google die Slashtag-Idee aufgreift und allgemeinverständlich umsetzt, wäre es wohl mit Blekko vorbei, falls die Macher nicht ein weiteres As im Ärmel haben.

PS (11.11.10): Erwähnte ich, dass ich bei der Recherche zu diesem Artikel zufällig gesehen habe, dass blekko T-Shirts verschenkt? Nein? Dann jetzt: Blekko verschenkt T-Shirts, bedingungslos und incl. Versand weltweit!

Promo-Shirt des Suchmaschinenbetreibers blekko